Schneidig in die Zukunft


Wenn es um Schneiden, Zerkleinern, Slicen oder Würfeln geht, hält die TREIF Maschinenbau GmbH das passende Gerät bereit. Das in Oberlahr ansässige Unternehmen ist auf die Entwicklung und Produktion von Schneidemaschinen für Fleisch, Brot und Aufschnitt spezialisiert und beliefert sowohl Großkunden in der lebensmittelverarbeitenden Industrie als auch den kleinen Bäcker von nebenan. Wirtschaftsforum sprach mit dem Bereichsleiter Betrieb und Entwicklung Dr. Daniel Allendorf über ein Jahr voller Herausforderungen und die Unternehmensziele für die Zukunft.


Seit 2019 bei der TREIF Maschinenbau GmbH dabei: Dr. Daniel Allendorf, Bereichsleiter Betrieb und Entwicklung.


Wirtschaftsforum: Dr. Allendorf, TREIF ist inzwischen seit 73 Jahren auf dem Markt. Was sind die wichtigsten Meilensteine der Unternehmensgeschichte?

Daniel Allendorf: Bis letztes Jahr befand sich die Firma noch in Familienhand. Die TREIF Maschinenbau GmbH wurde 1968 von Toni Reifenhäuser gegründet, obwohl die Firmenwurzeln und der Ursprung des rautenförmigen TREIF-Logos bis 1948 rückverfolgbar sind. Damals fing alles mit dem Bau von Knochensägen und Schleifsteinen an. Später kamen Würfel- und Streifenschneider hinzu. 1989 wurde die Firma von dem Sohn des Gründers übernommen, der die Industrialisierung und die internationale Erweiterung vorantrieb. Er hat sich weiter mit dem Prozess Schneiden befasst und diesen durch ständige Innovationen vorangetrieben, sodass ein breites Portfolio von hochmodernen Schneide-, Würfel- und Portioniermaschinen für unterschiedliche Märkte entwickelt und produziert werden konnte. Im Oktober letzten Jahres wurde die Firma an die isländische Marel-Gruppe, ein marktführendes Unternehmen im Bereich der Lebensmittelverarbeitung, verkauft. Durch die Übernahme ergeben sich signifikante Synergien, die das weitere Wachstum von TREIF fördern

Wirtschaftsforum: Welche sind die Highlights aus dem Produktportfolio?

Daniel Allendorf: Unser Produktspektrum umfasst Maschinen aller Größen, angefangen von Kleinstmaschinen für den Bäckereibetrieb von nebenan bis hin zu industriellen Großmaschinen, die mit der allerneusten Robotik-Technologie ausgestattet sind. Den größten Teil machen Standardmaschinen aus, aber wir sind auch in der Lage, Maschinen kundenspezifisch anzupassen. Über einen Konfigurator kann der Kunde je nach Bedürfnis verschiedene Optionen wählen und sich somit genau die Maschine zusammenstellen, die er benötigt. Unser Bestseller im kleineren Segment ist der Felix Würfelschneider. Diese Maschine hat nahezu jeder Fleischer in Deutschland. Am anderen Ende des Spektrums haben wir unseren hochmodernen FALCON evolution Portionsschneider. Diese vollautomatische Linienlösung ermöglicht Highspeed-Schneiden mit extrem hohem Durchsatz bei kontinuierlich zuverlässiger Genauigkeit.


Blick in die Produktion: Hier hat TREIF kontinuierlich investiert.


Wirtschaftsforum: Inwiefern spielt die Digitalisierung eine Rolle in Ihrem Segment?

Daniel Allendorf: Obwohl sie in der Fleischindustrie noch nicht allgemein üblich ist, spielt die Digitalisierung und insbesondere die Automation bei uns eine sehr große Rolle. Seit knapp zehn Jahren bieten wir automatisierte Einlegestrecken mittels Roboter an. Dank unserem innovativen Ansatz sind wir in Linienlösungen, die untereinander verkettet sind, sehr stark. Auch im mittleren Segment bieten wir Maschinen an, die schon über eine Kommunikationsschnittstelle verfügen und somit in übergeordnete Steuerungen integriert werden können. Hier könnten wir deutlich mehr anbieten, als der Markt derzeit fordert.

Wirtschaftsforum: Nachhaltigkeit stellt ein weiteres wichtiges Thema für die Fleischindustrie da. Inwiefern beschäftigt TREIF sich damit?

Daniel Allendorf: Das Thema Nachhaltigkeit ist längst angekommen. Früher hat man zum Beispiel das Kotelett einfach in gleich dicke Scheiben geschnitten und das Reststück anderweitig verwendet. Heute wird das Rohstück erst visuell durch 4-D-Kameras erfasst, dann gewogen und möglichst gewichtsoptimiert geschnitten, um den Verlust auf ein Minimum zu reduzieren. Durch die Maschinentechnologie wird eine höhere Produktausbeute erzielt und dadurch Rohprodukt gespart. Zudem sind unsere Maschinen multifunktionell aufgebaut, was Ressourcen schont. Vom Grundkonzept macht es wenig Unterschied, ob Fleisch oder Gemüse geschnitten wird. Daher haben wir flexible Maschinen entwickelt, die mit einfachen Umbauten zwischen verschiedenen Produkten hin und her wechseln können. Diese Multifunktionalität wird von unseren Kunden immer mehr gefordert.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden?

Daniel Allendorf: Wir bedienen ein sehr breites Kundenspektrum, das auch große Namen aus der Lebensmittelbranche einschließt. Erst ist der Kundenstamm am Standort gewachsen. Später kamen weitere geografische Märkte hinzu. Heute sind wir in 105 Ländern aktiv und haben Niederlassungen in Frankreich, England, Italien, den USA und China. In den letzten Jahren waren die USA unser größter Wachstumsmarkt. Aktuell wird die Expansion in Asien sowie Latein- und Südamerika forciert.

Wirtschaftsforum: Die vergangenen zwölf Monate waren mit der Firmenübernahme durch Marel und die Einschränkungen aufgrund der Pandemie besonders ereignisreich. Wie sind Sie durch diese Zeit gekommen und wie sieht die Zukunft aus?

Daniel Allendorf: Corona hat uns nur mäßig getroffen. Wir hatten mehrere positive Fälle, konnten aber immer eine Ausbreitung innerhalb des Unternehmens verhindern. Unseren Wachstumskurs haben wir trotz der Übernahme fortsetzen können. Jetzt wollen wir die Marktsituation nutzen, um weiter in unsere Infrastruktur zu investieren. Wir arbeiten sehr eng mit unserem Mutterkonzern Marel zusammen, um die Synergien möglichst schnell nutzen zu können und dem neuen weiteren Konzern auch Zugang zu unseren Kunden und Produkten zu gewährleisten. 2022 wollen wir die deutlich größere Marktkraft des Konzerns im Einkauf und Vertrieb nutzen, um neue Märkte zu erschließen.

Der Würfelschneider FELIX steht in Deutschland in nahezu jeder Fleischerei.


Bericht von:
www.wirtschaftsforum.de/interviews/treif-maschinenbau-gmbh/schneidig-in-die-zukunft